Geschichte
Historische Entwicklung des Amtsbezirkes und Geschichte des Finanzamts Zwiesel und seines Dienstgebäudes
Uralte Waldpfade, Säumersteige und die Böhmerstraße führten vor tausend Jahren um die Berge und die große Wildnis des Nordwaldes nach Böhmen. Mönche der alten Klöster an der Donau rodeten und besiedelten das Land. Im 8. und 9. Jahrhundert gehörte das Gebiet zur Markgrafschaft Cham, später nach dem Aussterben der Grafen von Bogen fiel es 1242 an den Herzog von Bayern zurück. 1308 wurde ein Teil des Gebietes mit der Burg Weißenstein und dem Markt Zwiesel an die Grafen von Degenberg bis zu deren Aussterben (1602) verpfändet; danach wurde das Gebiet neu organisiert. Zwiesel wurde Reichslehen und durch Pfleger verwaltet. Neben dem Landgericht Regen entstand ein Landgericht Zwiesel, das 1609 mit dem Pflegegericht Weißenstein vereinigt wurde. Bei der Neuordnung um 1800 war in Regen ein Rentamt errichtet worden, das 1803 nach Zwiesel verlegt wurde; die Landgerichte Zwiesel, Weißenstein und Regen wurden vereinigt unter dem Landgericht Regen.
Das Rentamt war im vormaligen Landgerichtsgebäude am Marktplatz in Zwiesel untergebracht. Dieses Gebäude, das jetzige Finanzamt, diente in früheren Zeiten als Degenberger Absteigquartier und Behördengebäude, dem ein Weißbräuhaus angegliedert war. Aus dem Jahre 1682 ist bekannt, dass der Kurfürstliche Bräuverwalter gleichzeitig Gerichtsschreiber war. Nach dem Umbauplan aus dem 18. Jahrhundert entspricht das damalige Gebäude in seinen Ausmaßen und der äußeren Einteilung noch dem heutigen Hauptgebäude. Es war das Haus des "streng Herrn Gerichtsschreiber", also des Vertreters des Landrichters. Auf der Rückseite des Gebäudes befand sich ein dicker gemauerter zweistöckiger Turm, der Reckturm genannt, in dem den Verhafteten bei der peinlichen Befragung die Gelenke ausgereckt wurden. Der untere Teil des Turmes diente als Gefängnis. Der Turm wurde 1803 teilweise abgetragen und wahrscheinlich in das 1969 abgerissene Nebengebäude mit einbezogen. Stark vergitterte Öffnungen deuteten darauf hin. 1825 brannte das Rentamt mit weiteren 27 Häusern ab.
1853 wurde das vormalige Weißbräuhaus und der spätere rentamtliche Getreidekasten abgebrochen, um einem neuen Forstamtsgebäude (seit 1972 zum Finanzamt gehörend) Platz zu machen. 1903 wurde das Rentamtsgebäude umgebaut und aufgestockt. Da die Baufirma in Konkurs fiel, verzögerte sich die Fertigstellung bis zum Jahre 1904. Die Behörde war in dieser Zeit in der Daiminger Straße (Machl) untergebracht. Beim Umbau wurde eine Reihe unterirdischer Gelasse aufgedeckt, ebenso eine Verbindung zum System unterirdischer Gänge. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden sie eingeebnet. 1959 wurde am Amtsgebäude ein Turm abgetragen und der Fassade das jetzige Aussehen gegeben.
Seit dem 5. Oktober 1992 wird das zum ehemaligen Forstamt gehörende "Forstmeisterhäusl" vom Finanzamt genutzt. Der zweistöckige Granitquaderbau (Stadtplatz 14a) mit Satteldach und ebenerdigen Walmdachanbau steht seit langem unter Denkmalschutz. Nach aufwändigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen war dort bis zum 30. November 2000 die Finanzkasse untergebracht.
Seit dem 7. Februar 2001 ist in diese Räume nach erneutem Umbau das neu geschaffene Servicezentrum und die Arbeitnehmerstelle des Finanzamts eingezogen.
Amtsleiter
StAM Franz Merkl |
RR Franz Bogen |
RR Dr. Karl Körbl |
ORR Dr. Herbert Weilnböck |
RD Lothar Schugmann |
RD Manfred Ziga |
RD Stephan Reinkowski |
LRDin Frau Kudlich-Schwarz |
LRD Herr Beeg |
LRDin Frau Behammer (seit November 2021) |
Zur historischen Entwicklung des Amtsbezirks des ehemals selbständigen Finanzamts Viechtach
Die historische Entwicklung des Amtsbezirks lässt sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen, als herumstreifende Jäger und Fischer erstmals hier ansässig wurden. Später siedelten sich dann Kelten aus den westlich gelegenen Gebieten und Bajuwaren aus Böhmen in dem unwegsamen Waldgebirge an. Spuren ihrer Siedlungstätigkeit finden sich vor allem entlang dem "Bayerweg", der als eine der vier ältesten Handelsstraßen zwischen Bayern und Böhmen das Gebiet des heutigen Amtsbezirks durchquerte. Bayerische, italienische und böhmische Waren, hauptsächlich aber Salz für Böhmen wurden befördert und noch heute finden sich an dieser Wegstrecke verschiedentlich Reste sogenannter Burgställe, die als Vorläufer späterer Burgen angesehen werden können.
Die erste urkundliche Erwähnung Viechtachs geht auf den Beginn des 12. Jahrhunderts zurück. 1104 wird dem gleichfalls um diese Zeit gegründeten Kloster Oberalteich von der Gräfin-Witwe Adelheid von Bogen Ackerland in "Viedaha" gestiftet.
Am meisten haben die Mönche der drei Donauklöster Metten, Oberalteich und Pfaffmünster im Mittelalter zur wirtschaftlichen Hebung und kulturellen Durchdringung des sogenannten "Viechtreichs" beigetragen, zu dessen Mittelpunkt sich schon frühzeitig die ehemalige Kreisstadt Viechtach entwickelte, die, am Regenübergang des Bayerwaldes gelegen, als Furt über den Fluss eine bedeutende Rolle spielte.
Viechtach selbst zählt zu den ältesten Pfarreien des mittleren Bayerischen Waldes. 1233 wird es vom letzten Dynasten der mächtigen Grafen von Bogen, die zwei Jahrhunderte dieses Gebiet beherrschten, an das Kloster Windberg vergeben, dessen Mönche bis zum Jahre 1616 hier die Seelsorge ausübten. Aus dieser Zeit stammt auch die Straßenbezeichnung Mönchshofstraße, jene Straße, an der später das Finanzamtsgebäude errichtet wurde.
Seit Mitte des 13. Jahrhunderts, also bereits nach Erlöschen des Bogener Grafengeschlechts, ist Viechtach ein wittelsbachisches Amt für die herzogliche Verwaltung und zugleich Sitz eines Pflegegerichts. Das ursprüngliche Gericht Viechtach umfasste ein weit größeres Gebiet; große Teile des Regener Bezirks und die Stadt Regen selbst gehörten bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts zu Viechtach.
Geschichte des Finanzamts und des Dienstgebäudes
Im Jahre 1802 wurden die Land- und Pflegegerichte in Bayern neu geordnet und einheitlich Landgerichte genannt. Zur Einnahme und Verrechnung der Staatsgefälle wurden den Landgerichten Rentämter als selbständige Teile angegliedert.
König Maximilian I. Josef von Bayern erwarb am 20. August 1808 für 10.000 Gulden den sog. "Karlshof" (das heutige Forstamt) mit 4 ½ Tagwerk Garten als Amtswohnung für den jeweiligen Rentbeamten.
Laut königlicher Verordnung vom 7. November 1879 wurde der Rentamtsbezirk Viechtach gebildet und der damalige Markt Viechtach zum Rentamtssitz bestimmt. Von der Marktgemeinde Viechtach wurde um 8.000 Mark die Grundfläche für ein neu zu errichtendes Amtsgebäude am 17. Juli 1901 erworben. Die Mittel zum Neubau wurden durch das Gesetz für die XXVI. Finanzperiode bereitgestellt, der Bau selbst am 17. Juni 1903 durch den Baumeister Michael Schuhbauer aus Bogen begonnen. Das neue Amtsgebäude wurde im Jahre 1904 bezogen; es ist vollständig unterkellert, zweistöckig und soll rund 100.000 Mark gekostet haben.
1969 erfolgten größere Umbauarbeiten unter gleichzeitigem Einbau einer Ölzentralheizung.
Im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1973 verlor Viechtach seinen Landkreis durch Zusammenlegung mit dem (Alt-)Landkreis Regen. Der neue Landkreis hat seinen Verwaltungssitz in Regen.
Nach der mit der Gebietsreform einhergehenden Ämterreform, nach der jeder Landkreis in Bayern nur noch ein Finanzamt haben sollte, wurde in einer Reihe ehemaliger bayerischer Kreisstädte diese Behörde aufgelöst.
Die Bekanntmachung des Staatsministeriums der Finanzen vom 27. Juni 1973 über die Errichtung von Finanzamtsaußenstellen bescherte u.a. auch Viechtach eine Ausnahme von diesem Grundsatz dergestalt, dass das ehemalige Finanzamt Viechtach als Außenstelle des Stammfinanzamts Zwiesel "für eine Übergangszeit" mit eingeschränkten Zuständigkeiten weiterbestehen darf. Durch die Neufassung der Finanzamts-Zuständigkeitsverordnung vom 7. Dezember 1992 wurde die ursprüngliche Unsicherheit über den Bestand der Außenstelle beseitigt.
Die Grenzen des Amtsbezirks deckten sich weiterhin mit den Grenzen des zum Regierungsbezirk Niederbayern gehörenden ehemaligen Landkreises Viechtach. Die Außenstelle war für 13 Gemeinden des früheren Landkreises Viechtach mit einer Gesamtfläche von 407 km² und ca. 34.000 Einwohnern zuständig.
1998 wurden die jahrelangen Bemühungen des Amtes, die Raumprobleme durch einen Erweiterungsbau zu beheben, von Erfolg gekrönt. Nach zügiger Planung und Ausschreibung konnte im Frühjahr 2000 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde der Anbau, in den auch ein Servicezentrum integriert ist, am 26. Februar 2002 feierlich eingeweiht. Es entstand nicht nur ein moderner Erweiterungsbau, der sich in Materialwahl und Gestaltung bewusst vom Bestand abhebt, sondern auch ein Modellprojekt, das solare Energienutzung in Verbindung mit transparenter Wärmedämmung realisiert. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf ca. 1,5 Mio. €, die Nutzfläche beträgt 695 m². Seit der Fertigstellung sind wieder alle Mitarbeiter der Außenstelle in einem Gebäude untergebracht.
Etwa zeitgleich mit dem Bauprojekt lief ein Projekt zur Optimierung der Bearbeitungsweise in Finanzämtern mit kleinen Außenstellen. In einer Organisationsuntersuchung hatte die externe Beratung Arthur Anderson im Jahr 1999 festgestellt, dass die Arbeitsweise in sehr kleinen Dienststellen nicht effizient ist, da die Beschäftigten aufgrund des geringen Gesamtarbeitsanfalls in mehreren unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden müssen. Deshalb wurden die Finanzkasse und die Bewertungsstelle des Stammamtes Zwiesel mit Wirkung zum 1. November 2000 bzw. 1. Februar 2002 an die Außenstelle Viechtach verlagert. Als weitere Maßnahme zur effizienteren Erledigung der Aufgaben wurden im April 2002 die bisherigen Amtsbezirke Zwiesel und Viechtach zu einem Amtsbezirk mit einer gemeinsamen Finanzamtsnummer zusammengelegt. Die bisherige regionale Zuständigkeitsabgrenzung innerhalb des Landkreises Regen ist damit entfallen. Wo die Steuererklärungen bearbeitet werden, hängt nicht mehr vom Wohnort, sondern vom Anfangsbuchstaben des Namens ab. Diese Verbesserung der Effizienz sichert nun auch aus organisatorischer Sicht den Erhalt der Außenstelle.